Achtsamkeit und Glück

von | 03.04.22 | Life & Balance

Was für Begriffe!
Man liest überall davon, von Glück und von Achtsamkeit, jeder will es haben bzw. erreichen, und doch scheint das alles manchmal so weit weg. Manch einer oder einem ist es auch schon viel zu viel dieses ewige Gerede vom achtsamen Leben und vom Glück, das es unbedingt zu erreichen gilt. Ich weiß nicht, wie du das genau siehst, ich möchte aber mit meinem Beitrag hier ein wenig zur Klarstellung beitragen, was diese Begriffe in der Realität so bedeuten könnten. Vielleicht helfe ich dir damit, das alles etwas weniger esoterisch und abgehoben zu sehen, und dass du einfach mal was probierst, mit den kleinen Tipps von mir.

Soforthilfe gegen Stress

Achtsamkeit ist eine der richtig guten und wirksamen Antworten gegen Stress! Natürlich kann man auch mit Sport effektiv den Kopf frei bekommen und Stress abbauen oder auch mit einem wunderbaren Wellness-Tag oder einem Klatsch & Tratsch bei Kaffee und Kuchen. Während man Sport und Wellness und auch den Kaffeeklatsch jedoch immer gezielt einplanen muss in den Alltag, kann man sich mit Achtsamkeitsübungen mal ebenso zwischendurch entschleunigen und entspannen, eben einfach wieder runterkommen. Da reichen meist schon wenige Minuten. Und übt man häufig genug, gehen einem die Achtsamkeitsübungen in Fleisch und Blut über, man macht sie quasi automatisch und das beugt somit effektiv neuem Stress vor.

Aber was ist das eigentlich genau, was ist damit gemeint – mit Achtsamkeit? Auf jeden Fall ist es mehr als ein Modewort, aber gehen wir dem Begriff mal der Reihe nach auf den Grund. Achtsamkeit ist eine Form der Meditation und stammt ursprünglich aus dem Buddhismus. Demnach bedeutet ‚achtsam sein‘ jeden einzelnen Moment bewusst wahrzunehmen und zu erleben, und es bedeutet auch, dass man auf seine inneren Regungen achtet, quasi in sich hinein horcht, und Empfindungen und Emotionen einfach betrachtet, ohne gleich eine Bewertung dazu zu packen. Du brauchst ein Beispiel? Okay, folgende Situation: du musst zu einem Vorstellungsgespräch und bist nervös. Sicher kennst du dieses Gefühl und warst schon einmal in dieser Situation. Feuchte zitternde Hände, trockener Mund, du glaubst alles vergessen zu haben was du sagen und fragen willst. Auf diese Regungen deines Körpers reagierst du nun, mit hin- und herlaufen, vielleicht mit tiefem Ein- und Ausatmen, Augen schließen, Hände reiben, was trinken, was auch immer. Nun, im Sinne der Achtsamkeit würdest du besser nicht tatsächlich so reagieren, sondern einfach wahrnehmen und betrachten: du konzentrierst dich beispielsweise auf deine Hände, während du gleichmäßig ein- und ausatmest. Versuche zu spüren, wie das ruhige Atmen wirkt, was sich in dir wie verändert, wie die Hände langsam ruhiger werden, wie sie sich vielleicht schon viel trockener anfühlen.

Immer noch zu abstrakt? Verstehe. Dann sollten wir vielleicht kurz klären, was denn Stress eigentlich genau ist.

Mindful oder Mind full?

Im Englischen heißt Achtsamkeit ja mindfulness und es ist in der Tat genau das Gegenteil von mind full – einen vollen Kopf haben. Stress ist aber eben genau das: du hast 1001 Gedanken im Kopf, und die einzelnen Gedankengänge überlagern sich, springen hin und her und lassen dich nicht zur Ruhe kommen. Du kannst dich so einfach nicht richtig konzentrieren, bist rastlos. Mindfulness, zu deutsch Achtsamkeit, bedeutet also die Abkehr vom Gedankenturbo, vom Gedankenkarussell. Weg vom Stress. Es bedeutet, die Gedanken hinter sich zu lassen, für diesen einen Moment.

Achtsamkeitsübungen oder auch Achtsamtkeitsmeditation genannt, wurde lange Zeit belächelt und wird noch heute oft nicht ganz so ernst genommen. Aber ihre positive Auswirkung auf Gesundheit und Wohlempfinden haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Studien mittlerweile bestätigt. Mittlerweise haben auch viele Krankenkassen Interesse am Achtsamkeitstraining gezeigt und bezuschussen im Rahmen der Prävention Achtsamkeitskurse. Als Pioneer der Achtsamkeitspraxis gilt in der westlichen Welt der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn, der in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die MBSR-Methode (Mindfulness Based Stress Reduction) zur Stressbewältigung entwickelte. Heutzutage gibt es zahleiche Angebote, um Achtsamkeit zu erlernen, aber eigentlich kannst du das selbst überall und jeden Tag auch ohne Seminar tun und somit dir selbst aneignen und in deinen Alltag integrieren. Sowieso ist es am allerbesten, wenn achtsam sein zu deinem Alltag einfach dazu gehört.

Und das Glück?

Du findest kein vierblättriges Kleeblatt, wenn du achtlos durch die Wiese streifst und mit deinen Gedanken bei Gott und der Welt bist. Du findest es nur dann, wenn du achtsam bist, wenn du dich auf diese eine Sache konzentrierst, wenn du dich genau darauf fokussierst. Nämlich im Grün umherzustreifen, um in dem großflächigen Kleebewuchs dieses eine schöne vierblättrige Kleeblatt, den Glücksklee, zu finden.

Das Glück lauert am Wegesrand, hier und da, und oft auch mal dort, wo du es nicht vermutest. Und manchmal auch auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Aber es versteckt sich auch nicht aktiv vor dir, ganz bestimmt nicht. Sicher hast du als Kind oder in der Jugend auch schon mal den Spruch gehört: geh mit offenen Augen durch’s Leben! Oder diesen Spruch: carpe diem, was wörtlich übersetzt heißt: pflücke den Tag. Ja, und nichts anderes ist gemeint, wenn von Achtsamkeit die Rede ist.

Achtsamkeit „to go“ für dich

Hier habe ich jetzt ein paar kleine Übungen für dich – und ich sage dir auch, wozu es gut ist.

  • In einer Pause auf der Arbeit oder zwischendurch zuhause:
    iss einen knackigen Apfel, und höre dem Geräusch beim Reinbeißen genau zu. Hör einfach hin, und hör in dich hinein, was es mit dir macht bzw. ob es was mit dir macht. Hebt es deine Stimmung? Bringt es dich vielleicht zum Schmunzeln, weil es so richtig kracht? Schaust du dich gerade um, weil es so laut ist und vielleicht jemand das hört? Wie verändert sich das Geräusch, wenn du schon durch die Schale durch bist, wird es lauter, leiser, anders, wie?
    Mit dieser Übung schärfst du dein Bewusstsein für Lebensmittel im Allgemeinen und für bewusstes Essen.
  • Abends vor dem Schlafengehen:
    gehe deinen Tag kurz in Gedanken durch, und notiere dir 3 – 5 Dinge, Erlebnisse, Menschen, die dich heute bewegt haben und für die du heute dankbar bist. Nimm dir jeweils etwa 20 Sekunden Zeit, um Dankbarkeit zu spüren, und dich darauf zu fokussieren, dass du dankbar bist.
    Diese Übung entspannt. Sie erhöht deine Aufmerksamkeit für die schönen Dinge, die schönen Kleinigkeiten, die dir im Alltag begegnen.
  • Immer wenn du zu Fuß unterwegs bist, zum Einkaufen, auf dem Weg zum Bus oder beim Spazierengehen:
    konzentriere dich beim Gehen auf jeden einzelnen Schritt. Spüre, wann und wie der Fuß den Boden berührt, welche Muskeln beteiligt sind, und wie sich das verändert, wenn der andere Fuß auf den Boden trifft. Beobachte auch dein Tempo, wirst du langsamer oder schneller?
    Ist das Gefühl rechts wie links gleich oder kannst du Unterschiede feststellen?
    Eine schöne Übung auch für einen Sommerspaziergang barfuß.
    Die sog. Gehmeditation fokussiert deine Gedanken auf das Gehen, auf einen Vorgang, der eigentlich im Unterbewusstsein von allein abläuft.
    Es beruhigt und entspannt.

Fazit: Achtsamkeit ist auch nachhaltig.
Achtsam zu leben bedeutet nämlich, Dinge und Momente stärker wertzuschätzen und so nicht ständig nach dem Neuen, Besseren jagen zu müssen. Wer achtsamer mit sich selbst und seiner Umwelt umgeht, der konsumiert bewusster und damit vielleicht auch weniger. Probiere es einfach aus, es kostet nichts.

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